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Film-Archiv

Regisseur Christoph Kühn über seinen Film
In meinem Film über Nicolas Bouvier hegt der Protagonist in Kabul, wo er von seinem heiratslustigen Freund und langjährigen Reisegefährten verlassen wurde, den Gedanken abzutauchen. "Ich hatte nicht übel Lust, mein Leben in die Irre gehen zu lassen, in einem dieser Winkel von Zentralasien. Ich liebte dieses Land". Und tatsächlich taucht er dann auch für eine Zeitlang ab.
Eigenartigerweise kommen mir immer diese schon fast fatalistischen Sätze in den Sinn, wenn ich an Bruno Manser denke, der seit sieben Jahren im Dschungel Borneos verschollen ist. Obwohl die Lebensumstände des Basler Umweltschützers im Moment seines Verschwindens ganz andere waren als die des Genfer Reisenden in Afghanistan, spüre ich bei beiden diese extreme Bereitschaft, an die eigenen Grenzen oder – anders gesagt – bis ans Ende der Welt zu gehen, um bei sich anzukommen.
Ich hatte Manser in den 90-er Jahren während den Dreharbeiten eines kurzen Fernsehbeitrages kennen gelernt und war sehr verblüfft, nach der Arbeit einem Romantiker zu begegnen, der mit dem Bild des radikalen Aktivisten und Menschenrechtlers, das er vor laufender Kamera von sich gab, kaum zu vereinen war. Da drang etwas ganz Reines durch, das er wie ein Kleinod in sich hegte und pflegte und mich nachhaltig berührte.
Je mehr ich mit den Menschen redete, die ihm hierzulande nahe standen, umso mehr ärgerte mich die Einseitigkeit, mit der man ihn wahrnahm und als Berufs-Agitator schubladisierte. Je intensiver ich jedoch die Tagebücher studierte und die Zeichnungen, Fotos und Filme aus dem Urwald sichtete, umso klarer wurde es mir, dass ich den Träumer und Utopisten nur im Dschungel Borneos richtig erfassen würde, der Manser so magisch angezogen hatte, wo er seine spirituelle Kraft bezog und höchstwahrscheinlich seine ewige Ruhe fand.
Christoph Kühn


Neue Zürcher Zeitung, 10. April 2007, S. 37
«Ich bin ziemlich sicher dass Bruno nicht mehr wollte»
Ein Gespräch mit dem Filmemacher Christoph Kühn
zu «Bruno Manser Laki Penan»
Seit sieben Jahren gilt der Umweltaktivist Bruno Manser als verschollen. Der Filmemacher Christoph Kühn hat sich in seinem Dokumentarfilm auf Spurensuche gemacht. Im Interview erzählt er von diesem heiklen Abenteuer. Die Fragen stellte Christoph Egger.
Christoph Kühn, Sie waren Bruno Manser ja begegnet.
Wie kam es dazu?
Das war im Zusammenhang mit einem Fernsehbeitrag. Bruno Manser hatte damals eine Aktion gemacht gegen den Import von tropischen Hölzern. Aber das war nicht der Anlass zu diesem Film.
Und was also war der Anlass?
Anlass war sicher, dass ich damals an einem anderen Film arbeitete, in dem der Protagonist, der sich in Kabul befindet, in einem Moment grosser Niedergeschlagenheit und Lebensmüdigkeit sagt, dass er am liebsten in einer dieser Ecken in Zentralasien verschwinden würde, die er so unglaublich liebe.
«Ich hatte stets Angst ertappt zu werden»
Das war natürlich Nicolas Bouvier.
Genau, und zu dieser Zeit 2004 machte mich meine Frau auf die Tagebücher von Bruno Manser über seine Zeit im Urwald von Borneo aufmerksam. Und für mich war Manser genau so verschwunden wie Bouvier verschwinden wollte. In diesen Tagebüchern habe ich dann einen ganz anderen Bruno kennen gelernt als denjenigen vor den Kameras und in der Presse. Einen Romantiker, einen Abenteurer, einen der seinen Bubentraum verwirklichen konnte.
Hatten Sie denn so etwas wie einen zweiten Bouvier gesucht?
Nein, überhaupt nicht, das ist er auch gar nicht, er ist in diesem Sinn ja kein Reisender. Manser hat mich aber immer mehr als Person zu interessieren begonnen, es gab auch immer mehr Parallelen zu mir selbst, zu meinem eigenen Innern. Dieser kindliche poetische Zugang zur Welt hat mir sehr gut gefallen und ich wusste, wenn ich ihn erfassen wollte, dann musste ich in den Dschungel zu diesen Menschen, die wahrscheinlich noch sehr viel mehr wussten als die Leute hier in der Schweiz. 2005 bin ich dann erstmals hingefahren. Das war sehr spannend und das hat mich dann auch nicht mehr losgelassen.
Wie sind Sie mit den Penan in Kontakt gekommen?
Am Anfang habe ich durch den Bruno Manser Fonds in Basel eine gewisse logistische Unterstützung erhalten. Sie hatten Kontakte mit Weissen, die wiederum Kontakte zu den Penan hatten. Wir haben uns dann auf einem Flugplatz mitten im Dschungel getroffen, sechs Penan, einer sprach etwas Englisch, und mit denen bin dann einfach sieben Tage durch den Dschungel marschiert. Die Verständigung war nach dem dritten, vierten Tag kein Problem mehr, das funktionierte mittels Gebärdensprache. Bei der zweiten Reise dann im Jahr darauf hatte ich bereits einen richtig guten Dolmetscher, der auch geografisch sehr versiert war. Der war dann auch bei den Dreharbeiten dabei und wirklich perfekt.
Wie ging es mit den Behörden?
Da hatten wir Glück. Denn bei meinen ersten Recherchen hatte der Geheimdienst herausgefunden, dass ich etwas machen wollte. Ich war da auf sie hereingefallen. Eigenartigerweise haben sie mich aber wieder einreisen lassen. Ich hatte stets die Angst, dass sie eines Tags einfach kommen würden, um mich auf frischer Tat zu ertappen. Wir waren unglaublich vorsichtig. Wir sind schwarz eingereist als Touristen, hatten aber 130 Kilo Material dabei, Akkus, zwei, drei Kameras, mehrere Tongeräte für den Fall, dass eins abhanden käme oder ausfallen würde bei diesem Klima. Eigenartigerweise haben aber die Zollbehörden das nicht einmal angeschaut. Wir sind immer wieder anders gereist und nie zusammen, ich bin voraus, die Kamerafrau Severine Barde ist nachgekommen, dann der Tonmann Dieter Meyer. Sobald man dann einmal im Urwald war, war es auch kein Problem mehr. Denn dort ist ausser an jenen Strassen und Plätzen, an denen abgeholzt wird, ausser den Penan niemand.
Ich hatte vom Film her den Eindruck, dass die Penan heute
doch mehr oder weniger sesshaft sind. Ist das so?
Ja leider ist das so. Vom Urwald, wie Bruno ihn noch erlebt hat, ist heute etwa noch ein Zehntel da. Am ehesten bewegen sich noch die Häuptlinge frei, die wir am Anfang und am Schluss des Films sehen; die gehen beide jedes halbe Jahr an einen neuen Ort. Ihre Kinder schicken sie aber jeweils in einem angrenzenden Dorf zur Schule. Ganz bestimmt gehören diejenigen die noch nomadisieren und die wir hier sehen zu den Letzten auf der Welt. Man hat mir gesagt, dass die Situation im indonesischen Teil Borneos, in Kalimantan, in Bezug aufs Abholzen etwas besser sei für die dort lebenden Penan. In Brunei hingegen werden sie richtig gepäppelt, auch für die Touristen, dort wird auch der Urwald in Ruhe gelassen.
«Merkwürdige Dinge sind passiert»
Im Film findet sich auch fremdes Material.
Ich erinnere mich an einen schwedischen Film,
der seinerzeit in Zürich im Kino lief.
Damals als Bruno Manser sechs Jahre am Stück bei den Penan war, hatte er Kontakte in die Schweiz vor allem mit Roger Graf, mit dem er ein «Büro für den Schutz der Penan» gegründet hatte. Und da war es gelungen, von Basel aus eine australische und eine schwedische Equipe zu Manser zu schicken. Die Schweden haben dann 1989 diesen Film über das Desaster im Urwald gemacht, «Tong Tana».
Nun stellt Ihr Film ja eine Hypothese
zum Verschwinden Mansers im Frühjahr 2000 auf.
Sie schliessen ein freiwilliges Verschwinden nicht aus?
Ich bin ziemlich sicher dass Bruno nicht mehr wollte, dass er genug hatte von einem Kampf, der nichts mehr brachte, weil ja auch in der Schweiz die Leute gar nicht wirklich darauf eingingen. Dazu kam, dass er mit den Penan selber in ein Desaster gekommen war. Denn die jungen Penan, die wollten das gar nicht mehr, was er von ihnen erwartete, die wollten nicht mehr weiter im Lendenschurz herumlaufen, sondern T-Shirts, Fernsehen und Uhren haben. Ich glaube, diese Entwicklung in den zehn Jahren zwischen 1990 und 2000, als er das letzte Mal hinging, hat bei ihm zu dieser Unlust geführt, das haben mir auch Familienmitglieder bestätigt.
Vor seinem letzten Gang hatte er auch ein Testament geschrieben, und zum ersten Mal hatte er sich bei einem Essen von allen verabschiedet. Und auch im Dschungel sind da merkwürdige Dinge passiert. Etwa das letzte Telefon mit dem Journalisten James Ritchie, bei dem es ums Verschwinden ging. Das sind gewisse Indizien, die auf ein freiwilliges Verschwinden hindeuten könnten. Ich meine nicht unbedingt, dass er in die Berge gegangen ist und dort verhungerte. Man muss sich aber vorstellen, dass er seit dem Schlangenbiss keinen Streckermuskel mehr hatte und da hinauf kraxelte mit einem Rucksack von dreissig Kilo. Dabei hatte er auch eine Rippe gebrochen, also irgendwo war das ja ein sehr seltsamer Umgang mit sich selbst. Es kann auch sein, dass er auf eine Schlange trat oder dass er sich bewusst in einen Hinterhalt der Polizei begab.
Am Schluss des Films steht der heilige Berg,
an dem Bruno Manser verschollen sein könnte.
Ja, der Bruder und Freunde Brunos sind ein paar Monate nach seinem Verschwinden zusammen mit den Penan mehrfach um den heiligen Berg herumgegangen und auch bis zur Hälfte hin aufgestiegen. Dabei wurde nichts Eindeutiges entdeckt. Gefunden hat man nur das Biwak einer einzelnen Person, eine Feuerstelle, niedergedrücktes Gras, Spuren einer Hängematte an den Bäumen. Seltsam war, dass von dieser Feuerstelle drei Pfade ausgingen, die aber alle irgendwo einfach endeten. Hier war jemand gewesen, kein Zweifel. Aber ich fände es gewagt, zu behaupten, dass das Bruno Manser war.
© 2007 NZZ