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Drei Jahre hat Norbert Wiedmer den Weltklasse-Schauspieler BRUNO GANZ mit der Kamera begleittet - diskret, aber mit großer Zuneigung und Geduld. Sein Porträt verzichtet aufs Ausfragen und Kommentare und bietet nur wenige ausgesuchte Filmausschnitte, Ausgrabungen wie HELLER TAG (1994) über die letzten Tage eines unheilbar kranken Schauspielers, und DIE DIENSTREISE (1979), ein frühes TV-Porträt des damals 38jährigen Schauspielers. Der Künstler selber steht im Mittelpunkt der Beobachtungen: seine hingebungsvolle Arbeit an der Rolle des FAUST in Peter Steins legendärer 21-Stunden-Millenniums-Inszenierung, seine mächtige Rezitation von T. S. Eliots WASTE LAND im Tonstudio für Manfred Eichers "Wenn Wasser wäre"-CD, sein Auftritt als Sprecher in der Oper EXPERIMENTUM MUNDI bei den Salzburger Festspielen 1999. Wir erleben sein aussergewöhnliches Liebesverhältnis zur Sprache und seine tiefe Sehnsucht nach der zweiten Heimat Venedig, wir blättern mit Ruth Walz, der grossen Theaterfotografin und Lebensgefährtin von Ganz, in bewegenden Aufnahmen aus seinem Theaterleben. Die Lebensgeschichte kommt nur am Rand vor, es geht um den Menschen, den suchenden, fragenden, getriebenen. Bruno Ganz erklärt nichts - und lässt das Publikum dafür teilhaben an seinem Geheimnis, Worte zum Leben zu erwecken... |
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1996 erhielt Bruno Ganz den IFFLAND-RING, der dem "jeweils bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters auf Lebenszeit verliehen" wird. Drei Jahre später begann die Arbeit am Projekt "Ganz" mit folgender Erklärung des Schauspielers: "Was immer auch von mir erwartet wird, ich kann nur sagen: Ich werde Ganz sein im Projekt "GANZ", und ich werde es ganz und gar sein!". Der Filmtitel stammt aus Shakespeares HAMLET. Bruno Ganz zitiert die vorletzten Worte des sterbenden Prinzen an seinen Freund, kurz vor dem sprichwörtlichen ‚Der Rest ist Schweigen': "Guter Horatio! welch ein wunder Name - / wenn alles so versteckt bleibt - lebt dann NACH MIR! / Hast du mich jemals in dein Herz geschlossen, / bleib eine Zeit noch fern der Seligkeit, und / in dieser bittern Welt hol mühsam Atem / und sag, wies mir erging." Das ist der Grundton des filmischen Essays und Denkmals zu Lebzeiten: Schaut, da ist ein Mensch - vielgesichtig, vielschichtig, vielsagend! |
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