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Film-Archiv

Samir Naqqash
Samir Naqqash ist einer der letzten und sicherlich einer der bedeutendsten arabisch-jüdischen Schriftsteller in Israel, der seine Bücher noch auf Arabisch schreibt. Naqqash wurde in Bagdad geboren und lebte über längere Zeit in Teheran und Bombay. Heute lebt er in Petah Tikva und schreibt Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke. Naqqashs Werk zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Dichte und einen grossen Erfindungsreichtum aus und zeugt von einem steten und standhaften Widerstand gegen den massiven und schwierigen Sozialisierungsprozess, den arabische Juden in Israel durchlebten.
Samir Naqqash Naqqashs Oeuvre ist einzigartig und sticht durch seine Direktheit und Schärfe aus der Menge der Autoren seiner Generation heraus, indem er auf eine höchst persönliche und kompromisslose Art den historischen Moment hinterfragt.
Seine Prosa, sei sie in Hocharabisch oder in Dialekt geschrieben, bringt eine unglaublich grosse semantische Vielfalt zum Ausdruck - beissend ironisch und unglaublich präzise, vermag er den Finger auf verletzte Menschenwürde und menschliches Leid zu halten.
In einem früheren Interview hielt Naqqash einmal fest: "Ich fühle mich aus verschiedenen Gründen diskriminiert. Erstens wird ein Jude, der auf Arabisch schreibt, in Israel nicht gelesen und erhält auch keine Unterstützung von Institutionen des literarischen Establishments. Zweitens ist die generelle Haltung einem Schriftsteller wie mir gegenüber keinesfalls positiv. Im Hintergrund lauert dauernd die Frage: weshalb sollte ein Jude auf Arabisch schreiben? Drittens möchte ich einen absurden Tatbestand besonders herausstreichen: In Israel kennt man mein Werk sehr viel weniger als in den Arabischen Staaten und ausserhalb Isreals. So wurden beispielsweise in Italien, den USA, in England und in verschiedenen Arabischen Staaten, wie dem Irak, Ägypten und der West Bank, bereits zahlreiche Doktorarbeiten über meine Bücher veröffentlicht". Der Ägyptische Romanautor und Nobelpreis-Träger Naguib Nahfouz nannte Naqqash „einen der grössten lebenden und arabisch schreibenden Autoren von heute.“. Seine Texte verkörpern für arabische Juden, womöglich mehr als alles, was in Israel bisher geschrieben wurde, die Erfahrung einer totalen Auflösung ihrer Werte, Wahrnehmung und Hoffnungen, welche die Suche einer neuen Heimat und das Exil begleitete. Naqqash hinterfragt in seinen Texten ebenso die gegensätzliche Natur der Macht und offeriert bemerkenswert tiefgründige und umfassende Gedanken zur Absurdität von Rassismus.
(Auszüge aus dem Buch Keys to the Garden, 1996)

Sami Michael
Sami Michael wurde 1926 in Bagdad geboren. 1943 wurde er Redaktionsmitglied einiger kommunistischen Zeitungen. 1948 flüchtete er in den Iran und blieb dort weiter politisch aktiv im Kampf gegen die Herrscher im Irak. Die irakische Regierung verlangte daraufhin seine Auslieferung. Sami Michael verschwand wieder im Untergrund und emigrierte einige Monate später nach Israel. Dort engagierte er sich wieder in der kommunistischen Presse.
Sami Michael An der Universität Haifa schloss er Studien in Psychologie und arabischer Literatur ab. Er ist einer der bekanntesten Bestseller-Autoren in Israel, von seinen Büchern sind drei ins deutsche übersetzt.
"Ich kam in Bagdad zur Welt, dessen jüdische Gemeinde zu den ältesten der jüdischen Geschichte überhaupt gezählt wird. Ich kam 1926 zur Welt, so dass ich während Hitlers Machtübernahme und dem Aufstieg Nazi-Deutschlands gerade meine Pubertät auslebte. Vielleicht festigten genau diese beiden Faktoren, also die Tatsache, dass ich in der jüdischen Gemeinde Baghdads gross wurde und den Nazismus und den Antisemitismus in der Welt erleben musste, mich in geistiger und sozialer Hinsicht und formten meine Lebensanschauung. Ich wuchs als Jude und als Iraker inmitten der arabischen Kultur auf, und auf ein Mal drang eine fremde Macht, von ausserhalb des Iraks, mit der Absicht, mich zu vernichten, in mein Leben ein. Diese Macht sah mich als schmutzig und minderwertig an. Als ich älter wurde, suchte ich Mittel, um gegen diese nazistisch-braune Welle anzukämpfen, die mich als Juden verunglimpfte und als Menschen vernichten wollte. So kam ich zur kommunistischen Bewegung.
(...) Die kommunistische Partei war ziemlich schwach, als ich ihr beitrat, aufgrund ihrer Misspolitik und der geringen Mitgliederzahl ­ es waren vielleicht einige Dutzend. Eigentlich formten wir die kommunistische Partei, um zwei Ziele zu erreichen: einerseits war sie Kampforgan gegen Nazi-Deutschland, andrerseits Organ für das Vorantreiben des Aufbaus eines demokratisch-liberalen Iraks. Diese zwei Ziele waren miteinander verknüpft. Wir formten die Partei und den Untergrund, während wir eigentlich den Kampf führten, deshalb war der Preis, den wir letztlich zahlen mussten, hoch. Fast alle, die mit mir zusammen in die Partei einstiegen, wurden entweder ermordet, starben in Gefängnissen oder wurden erschossen. Wirklich wenige Leute in meinem Alter, die mit mir im kommunistischen Untergrund arbeiteten, blieben am Leben.
(...) Als ich den Irak in Richtung Iran verlassen musste, glaubte ich, ich würde dort vielleicht sechs, sieben Monate verweilen, um dann in den Irak zurückzukehren. Aber dies konnte ich nicht tun, denn die irakische Polizei verfolgte das Ziel, den kommunistischen Untergrund total zu zerschlagen. Mein Name war bekannt und für mich war es zu gefährlich, zurückzukehren. Ich lebte in Teheran und arbeitete dort, wo es Arbeit gab und konnte mich so über Wasser halten. Bis das Leben auch im Iran zu gefährlich wurde.
Damals schrieb ich mich dann für die Einwanderung nach Israel ein. Ich sah dies als meine letzte Möglichkeit, um mich noch vor der Gefahr zu retten, dass mich die iranische Regierung an die irakische ausliefern würde. Ich glaubte, ich komme nur vorübergehend nach Israel, ich konnte die Sprache nicht, teilte die zionistische Ideologie nicht. Alles war mir fremd und verwirrend. Ich fühlte mich als Fremder. Ich fühlte mich am Anfang nicht mehr als ein Jude, der unter Juden lebt. Ich glaubte, mein Weg würde mich weg vom Nahen Osten führen. Ich war enttäuscht vom Kommunismus, vom Nahen Osten, vom Leben als Teil einer Minderheit, die aus ihrer Heimat, dem Irak, vertrieben wurde."
(Auszüge aus einem Interview von Esther van Messel)

Moshe (Moussa) Houri
Moshe wohnt an zentraler Lage in Ramat Gan, einem Vorort von Tel Aviv, in einem kleinen und sehr gepflegten Blockhaus, das vier Freunden im Stockwerkeigentum gehört. Unser Gespräch führten wir auf den weissen Ledersesseln in seinem Wohnzimmer. Auf den Sofas sind sorgfältig viele Kissen arrangiert, in deren wunderbare Ordnung man unweigerlich Chaos bringt, sobald man sich hinsetzt. An den Wänden hängen getönte Spiegel und bunte Farbdrucke von Tieren, Blumen und Landschaften.
Moshe (Moussa) Houri Moshes Frau, die gleichzeitig auch seine, wenn auch zweitgradig verwandte, Cousine ist, brachte uns selbstgebackenen irakischen Honigkuchen. Dann erzählte mir Moshe sein Leben, und er sparte nicht mit Kommentaren auf die heutige Welt und auf die Geschichte überhaupt.
Nachdem Moshe in Israel eingewandert war, führte er 19 Jahre lang einen Kiosk, wo er Getränke, Sandwiches, Zigaretten und Zeitungen verkaufte. Danach war er während 11 Jahren Bauführer - so ist er wahrscheinlich auch zu seinem schönen Haus gekommen. Beide Berufe, Kioskinhaber und Bauführer, gelten als „mafiöse” Geschäfte, die nur echte Macher erfolgreich ausüben können. Moshe findet nicht, dass er reich ist. Seine Brüder, die seien alles Kapitalisten geworden, ‘Businessmen’ und Millionäre, er aber sei ein kleiner einfacher Mann geblieben.
Aufgewachsen ist Mussa in Bacham-bar-Ali im Westen Bagdads. Einmal erlebte er, wie seine Mutter auf dem Markt belästigt wurde. Ein muslimischer Nachbar mischte sich ein und stand ihr zur Seite, während einjüdischer Nachbar nur dastand und zusah und es nicht wagte, zu helfen. Diese Episode grub sich tief in Moshes Gedächtnis ein.
Nach der öffentlichen Schule und dem Gymnasium (39/40) war er ein Jahr lang arbeitslos, dann fand er eine Stelle im Investitionsministerium. Er wurde nach Kurdistan geschickt, um eine Fabrik zu beaufsichtigen und blieb dort, als Lagerverantwortlicher, bis 1944. Wieder in Bagdad begann er, sich für die Kommunistische Partei zu interessieren.
Da er auf der Schreibmaschine schreiben konnte, wurde er bald für das Parteibüro tätig und schrieb auch für die kommunistische Presse. Er nahm an allen Demonstrationen teil und war am 28. Juni 1946 dabei, als Shaul Tueg getötet wurde. Er hörte sogar dessen letzte Worte. Für die jüdisch-arabische Zusammenarbeit war diese Demonstration ein Wendepunkt.
Ende 1948 wurde Moshe zu 2 Jahren Haft resp. 500 Dinar Busse verurteilt. Nach dem Ablauf dieser zwei Jahre war alles jüdische Kapital beschlagnahmt worden - und so emigrierte Mussa Churi, ohne Zionist zu sein, am 18.6.1951 nach Israel, wo er jetzt Moshe genannt wird. Im Flüchtlingslager schloss er sich der hiesigen Kommunistischen Partei an, die sofort über einen Wähleranteil von über 35 Prozent verfügte. Nachdem die Lager aufgelöst worden waren, ging auch die Stimmenzahl zurück. Moshe zitiert eine Aussage von David Ben-Gurion aus dieser Zeit: „Wir haben gute Araber verjagt und schlechte Juden geholt”.
Irakische Kommunisten wurden immer als sehr gebildet geschätzt. Sie seien sehr gut von den europäischen Genossen aufgenommen worden, sagt Moshe. Später relativiert er seine Aussage, meint aber auch, dass es sinnlos sei, alte Wunden wieder zu öffnen. Moshe gelte unter Freunden als liberal und tolerant, wirft seine Frau ein. Und es gebe solche, die lebten im Geiste immer noch in Bagdad, fügt er selber zu. Wahrscheinlich meint er Menschen wie Shimon. Moshe meint, man müsse mit der Zeit gehen, Realist bleiben, und Hora tanzen lernen, um von den Kindern nicht ausgelacht zu werden. Er ist heute noch Mitglied der Kommunistischen Partei (CHADASCH).
Moshe hat getan, was getan werden musste: er hat auch in der Armee gedient. Er wollte immer auf den Wegen des Staates gehen und den Frieden unterstützen - auch als er zur Partei kam nach dem Farhud, den anti-jüdischen Pogromen, auch da suchte er Frieden. Er fühlt sich nicht als jüdischer Chauvinist, aber sehr wohl als Jude. Und wieder betont Moshe, dass man realistisch sein müsse, und das System von innen her bekämpfen.
Man müsse aber auch, und das ist fast das Wichtigste, das Leben geniessen, lachen, toben, lieben, essen. Moshe liebt es, sich ins sprudelnde Leben zu stürzen.

Ella Habiba Shohat
Ella ist irakischer Abstammung und eine der führenden Mizrahim-Aktivistinnen. Zurzeit doziert sie an der Universität von New York City ‚Cultural and Women’s Studies‘ und Filmwissenschaft. Ihre Hauptthemen sind der Postkolonialismus, der multikulturelle Feminismus, die Mizrahim-Identität und der zionistische Diskurs. Ihr Aufsatz "Mizrahim in Israel. Zionismus aus der Sicht seiner jüdischen Opfer", vor mehr als zehn Jahren veröffentlicht, wird als der intellektuelle Durchbruch seitens der Mizrahim gewertet, auf ihre Erfahrungen aufmerksam zu machen. Der Essay gilt auch als wegweisend in der kritischen Neu-Betrachtung der zionistischen Geschichte und dem ihr zugrundeliegenden Eurozentrismus, welcher den Mizrahim zum Verhängnis wurde.
Ella Habiba Shohat Ella ist eine ungeheuer belesene, witzige und charmante Person. Ihre persönliche Geschichte ist nicht minder interessant als die der alten Kommunisten. Sie ist aufgewachsen in einem Vorort von Tel Aviv als Kind irakischer Juden.
Ihre Elten waren relativ unpolitisch und passten sich ohne grossen Widerstand den Umständen an. Sie stammten aus einfachen Verhältnissen und verdienten in Israel ihren Lebensunterhalt als Arbeiter. Doch sie akzeptierten schnell, dass ihre Kinder mit ihnen nur noch hebräisch sprachen. Sie lernten auch Hebräisch, sprechen es aber immer noch voll von arabischem Akzent. Die Kinder schämten sich, arabisch zu sprechen und Ella erzählt unzählige Geschichten darüber, wie sie und ihre Geschwister in der Schule fertiggemacht wurden, wenn sie doch einmal arabische Wörter benutzten. Ella spricht den arabischen Dialekt aus Baghdad. Als Ella in die Pubertät kam, begann sie, sich für Politik zu interessieren und engagierte sich in verschiedenen Organisationen der orientalischen Juden, die sich gegen die Diskriminierung wehrten. Sie radikalisierte sich zunehmend und bekämpfte die Okkupations-politik des israelischen Staates. In letzter Konsequenz weigerte sie sich, den auch für Frauen obligatorischen Wehrdienst zu leisten. Dafür musste sie 2 Jahre ins Gefängnis.
Als sie das Soziologiestudium abschloss und ihre Lizentiatsarbeit vorlegte (eine Arbeit über die Diskriminierung der "Mizrahim" durch die europäisch geprägte Gründergeneration Israels) wurde sie öffentlich in der Presse als Vaterlandsverräterin verunglimpft und danach auch physisch bedroht.
Sie hat sich nicht unterkriegen lassen und hat seither unzählige Bücher, Artikel und wissenschaftliche Beiträge geschrieben. Inzwischen hat sie sich auf Film spezialisiert und ihre Untersuchungen über den "Orientalismus" im westlichen Film sind inzwischen Standard jedes filmwissenschaftlichen Instituts.

Shimon Ballas
Shimon Ballas wuchs in einem christlichen Viertel Bagdads in einer unpolitischen Familie des unteren Mittelstandes auf. Er war das jüngste von drei Geschwistern und ging in der Alliance zu Schule. Er fühlte sich auf eine romantische Art zu den Ideen des Kommunismus hingezogen, schwärmte von sozialer Gerechtigkeit, Brüderlichkeit, Völkerfreundschaft 1946, als Shimon Ballas 15 Jahre alt war, besuchte er zum ersten Mal ein geheimes Treffen einer kommunistischen Zelle. Dieses fand in einem schiitischen Viertel statt, in einem einfachen Kaffeehaus, das "nur für Muslime" geöffnet war.
Shimon Ballas Das Treffen fand im Hinterhaus statt und war für Shimon eine grosse Enttäuschung. Die Diskussion drehte sich um Philosophie und Oekonomie, um Idealismus und Materialismus. Shimon wurde gebeten, die Begriffe zu erläutern, und tat dies in seiner romantischen, literarischen Weise.
Von einem einfachen Schuhmacher wurde er darauf über Hegel, Marx u.s.w. belehrt. Shimon schämte sich sehr.
Mit 17 Jahren wurde er Mitglied der Partei und bald darauf Sekretär der Schüler-Zelle. 1948 fand der Aufstand gegen die Regierung statt, die Führer der Partei landeten im Gefängnis und die Regierung rief das Notrecht aus, nachdem der Staat Israel gegründet worden war. Ballas entging der Verhaftung und tauchte unter. Im letzten Schuljahr erschien er nur noch zu den Prüfungen. Ein Zionist verriet ihn, worauf Ballas die Beziehungen zur Partei abbrach. Man wusste nicht mehr, wer ein Verräter war und wer nicht. Fast zwei Jahre hatte er keinen Kontakt mehr zur Partei, er las aber weiterhin hauptsächlich französische Zeitungen. In dieser Zeit erhielt er eine Einladung der Zensurbehörden, ein Bücherpaket abzuholen in dem CIA-Gebäude, wo bekannterweise Gefangene gefoltert wurden.
Bei den Büchern handelte es sich mehrheitlich um Poesie, aber ‘Les Communistes’ von Aragon war auch darunter. Der zuständige Beamte, der auch französisch sprach, liess ihn kommentarlos laufen. Shimon Ballas war nie Zionist und wollte nach Frankreich gelangen, um dort seine Studien fortzusetzen. Die Situation im Irak wurde immer schwieriger, und schliesslich gelangte Ballas doch nach Israel, weil er dort zumindest ein freier Kommunist sein konnte. Noch im Flüchtlingslager trat er der israelischen kommunistischen Partei bei. Bei seiner Ankunft sprach er kein Hebräisch, und er lernte es langsam durch die kommunistischen Zeitungen, die zu seiner grossen Überraschung am Kiosk offen zum Verkauf aushingen. Nach einem Jahr im Flüchtlingslager zog Ballas nach Tel Aviv. Danach wurde er in die Armee eingezogen, wo er zweieinhalb Jahre diente und ziemlich litt. Er hatte zwar einen ‘Job’ gefasst und betreute irgendein Warenlager, aber er war während dieser Zeit sehr unglücklich. Danach wurde er Korrespondent für arabische Angelegenheiten für die kommunistische Zeitung Israels, wo er bis 1960 blieb. Er wechselte zu den Druckern, weil er selber literarisch schreiben wollte. Dazu musste er die Sprache besser lernen, und so druckte er nachts, und lernte und schrieb tagsüber. Er las die Bibel, um besser Hebräisch zu können. 1964 schrieb er "Das Flüchtlingslager" (Ma’abara).
Arabisch versuchte er zu vergessen, was ihm jedoch nicht gelang. Bis heute verbindet ihn eine „fast erotische Liebe” zu dieser Sprache. Um 1960 begann Ballas, sich von der Partei zu entfernen. 1962 traten er und seine Frau (sie hatten 1959 geheiratet) aus der Partei aus. Sie waren sehr enttäuscht von der Sowjetunion und von deren Umsetzung ihrer Ideale. Zionisten wurde sie dennoch nie, sie blieben ihren Idealen treu, glauben aber nicht mehr, dass die kommunistischen Parteien diese verwirklichen können.
Shimon bereut nichts und sieht auch keine Alternativen zum Kommunismus. Er wählt Chadasch (Arabisch-jüdisch, Kommunisten) und Ratz (Bürgerrechtsbewegung, APO-mässig) . Er schreibt Bücher, ab und zu auch freelance für die Presse. 1970 fuhr er mit seiner Frau nach Paris, die dort ein Stipendium fürs Doktorat erhalten hatte. Dort schlug man Shimon vor, auch eine These zu schreiben, und so wurde er auf abgekürztem Weg Akademiker. 1974 kehrten sie nach Tel Aviv zurück und verbringen seither jeden Sommer in Paris. Ballas lehrt arabische Literatur an den Universitäten von Tel Aviv und Haifa.